Wie lässt sich eine wirksame Sicherheitskultur in Ihrem Unternehmen einführen?
Einführung in die Sicherheitskultur
Wenn wir über die Sicherheitsleistung sprechen, taucht immer wieder die Frage nach der Einführung einer wirksamen Sicherheitskultur auf. Was wir jedoch unter Sicherheitskultur verstehen, ist nicht jedem von uns klar. Was wir tun müssen, um die Sicherheitskultur in unseren Organisationen zu stärken, ist ebenfalls nicht ohne weiteres klar. Unsere erste Aufgabe besteht daher darin, die Sicherheitskultur genau zu definieren und zu erklären, bevor wir die Schritte zur Umsetzung der Konzepte erörtern.
Die Sicherheitskultur wurde von Experten auf viele verschiedene Arten definiert. Die OSHA kommt uns jedoch zu Hilfe, denn sie bietet eine präzise Definition. Dort heißt es: „Sicherheitskulturen bestehen aus gemeinsamen Überzeugungen, Praktiken und Einstellungen, die in einer Einrichtung existieren …………..“. Es ist also genau die kollektive Denkweise, die sich aus den Werten, Praktiken und Einstellungen zur Sicherheit ergibt, die das Verhalten der Mitarbeiter am Arbeitsplatz prägt. Eine wirksame Sicherheitskultur würde zu einem Mitarbeiterverhalten führen, das der Erreichung des Sicherheitsziels von null Unfällen und null Verletzungen förderlich ist.
Die grundlegende Erkenntnis: Alle Unfälle sind vermeidbar
Der Aktionsplan für die Einführung einer Sicherheitskultur würde mit der Schaffung einer grundlegenden Erkenntnis im gesamten Unternehmen beginnen, dass alle Unfälle vollständig vermeidbar sind, da sie durch unsichere Handlungen und riskante Verhaltensweisen verursacht werden. Jeder Einzelne würde die Verantwortung für seine eigene Sicherheit sowie für die Sicherheit von Mitarbeitern und anderen übernehmen. Die Wirksamkeit der Sicherheitskultur zeigt sich in Form von sicheren Verhaltensweisen und daraus resultierenden sicheren Handlungen im gesamten Unternehmen.
Die Rolle der obersten Führungsebene
Die oberste Leitung muss die Verantwortung für die Sicherheit übernehmen und sich das Sicherheitsmanagementsystem des Unternehmens zu eigen machen. Das Engagement für die Sicherheit muss also auf der Ebene der obersten Leitung beginnen. Auch die Norm ISO 45001:2018 (der Nachfolger von OHSAS 18001) unterstreicht diesen Aspekt. Es sollte sichergestellt werden, dass auf allen Ebenen Vertrauen aufgebaut wird, indem sich die oberste Führungsebene sichtbar für die Sicherheit einsetzt und die Verantwortung für die Sicherheitsziele und -pläne übernimmt. Das Sicherheitsziel, keine Unfälle zu verursachen, sollte in den Geschäftszielen des Unternehmens berücksichtigt werden.
Engagement der Mitarbeiter
Die ISO 45001 (auch OHSAS 18001) betont das Engagement der Mitarbeiter bei der Verbesserung der Sicherheitsleistung. Die Mitarbeiter und das Management legen gemeinsam Richtlinien fest, bestimmen Rollen und Verantwortlichkeiten und führen den PDCA-Zyklus zur kontinuierlichen Verbesserung der Sicherheitsleistung ein. Das Engagement der Mitarbeiter wird durch die Gewährleistung einer offenen Kommunikation auf allen Ebenen ermöglicht. Diese Konzepte stärken die Sicherheitskultur.
Mitarbeiterkompetenz
Die ISO 45001:2018 konzentriert sich auf die Kompetenz der Mitarbeiter und den Aufbau harmonischer Beziehungen zwischen Mitarbeitern und Management. Eine wirksame Umsetzung der Sicherheitskultur würde auch eine ähnliche Agenda haben. Durch Schulungen und Initiativen zum Aufbau von Kompetenzen wird sichergestellt, dass sowohl Mitarbeiter als auch Führungskräfte ihre Fähigkeiten und ihr Wissen kontinuierlich aktualisieren und sich für das Erlernen aktueller sicherer Arbeitsmethoden interessieren. Eine harmonische Beziehung zwischen den Mitarbeitern auf allen Ebenen würde die gemeinsame Nutzung von Werten, Zielen, Informationen und einer positiven Einstellung zur Sicherheit weiter stärken.
Um das gemeinsame Ziel von null Unfällen und null Verletzungen zu erreichen, werden die Mitarbeiter und Führungskräfte in der Erkennung von Gefahren (Risiken) und deren sofortiger Begrenzung geschult. Auf diese Weise werden die Mitarbeiter voll in die Diagnose- und Abhilfemaßnahmen zur Gefahrenerkennung, Ursachenanalyse und Problemlösung einbezogen. Korrekturmaßnahmen zur Beseitigung von Gefahren und Präventivmaßnahmen für ähnliche Gefahren im gesamten Unternehmen tragen ebenfalls dazu bei, das Engagement der Mitarbeiter aufrechtzuerhalten. Die Unterstützung von Initiativen zur Beseitigung von Gefahren durch das Topmanagement kann dazu beitragen, gegenseitiges Vertrauen zwischen Mitarbeitern und Management aufzubauen.
Leistungsanalyse und Verhaltensüberwachung
Um eine nachhaltige Sicherheitskultur zu schaffen, muss die Sicherheitsleistung des Unternehmens kontinuierlich gemessen und analysiert werden, damit Verbesserungsmöglichkeiten umgehend aufgedeckt werden können. Die Zahl der Arbeitsunfälle mit Ausfallzeiten ist eine dieser Messgrößen. Ziel ist es, die Zahl der Unfälle mit Ausfallzeiten auf Null zu reduzieren. Durch die Konzentration auf häufige Verletzungen, die zu Arbeitsunfällen mit Ausfallzeiten führen (z. B. Stürze durch Ausrutschen oder Stolpern), lassen sich riskante Verhaltensweisen und Verstöße gegen die Vorschriften leicht erkennen.
Die Unternehmen müssen unermüdlich auf eine Verhaltensänderung bei riskanten Verhaltensweisen hinarbeiten und gleichzeitig sichere Verhaltensweisen anerkennen und belohnen. Andererseits müssen sich die Mitarbeiter frei fühlen, einzugreifen und sich gegenseitig zu stoppen, wenn ein riskantes Verhalten oder eine gefährliche Situation bemerkt wird, ohne Unbehagen oder Bitterkeit zu verursachen.
Meldung und Analyse von Beinaheunfällen
Neben der Überwachung von Unfällen und der Zahl der Arbeitsunfälle mit Ausfallzeiten ist es auch wichtig, Beinaheunfälle zu melden und zu analysieren, da die Ursachen für Beinaheunfälle dieselben sind wie die, die zu schweren Verletzungen und Todesfällen führen. Wenn alle Nichtkonformitäten und Beinaheunfälle ehrlich gemeldet und Korrekturmaßnahmen sorgfältig ergriffen werden, ist das Ziel, die Zahl der Unfälle mit Ausfallzeiten auf Null zu senken, durchaus erreichbar.
Wir müssen auch sicherstellen, dass niemandem die Schuld für Beinaheunfälle gegeben wird, da die Menschen sonst dazu neigen werden, die Meldung von Nichtkonformitäten und Beinaheunfällen zu vermeiden. Anstatt Einzelpersonen die Schuld zu geben, müssen Möglichkeiten zur Verbesserung und Feinabstimmung des Arbeitssystems untersucht werden. Die Frage, die man sich stellen muss, lautet: „Ermutigt das System unschuldig einige Personen zu riskantem Verhalten?“ Wenn die Antwort „Ja“ lautet, muss die Verantwortung schnell zugewiesen werden, um die Schwachstelle im System zu beheben.
Die Nachhaltigkeit einer wirksamen Sicherheitskultur hängt also davon ab, wie gut das riskante Verhalten abgestellt und die Ausbildung sicherer Arbeitsgewohnheiten anerkannt und belohnt wird.